Wie sich die Stürme in der Deutschen Bucht verändert haben
Die Deutsche Bucht reicht von den Westfriesischen Inseln in den Niederlanden über die Ostfriesischen und Nordfriesischen Inseln in Deutschland bis an die Dänischen Wattenmeerinseln. Dass es hier stürmt, ist nicht ungewöhnlich. Alles wie immer also – oder sind Stürme in letzter Zeit häufiger und stärker geworden?
Dieser Frage ist der Meteorologe Daniel Krieger in seiner Masterarbeit nachgegangen. 2020 gewann er dafür den dritten Preis des Young Climate Scientists Award.
Auf dem Meer kann Wind ungehindert über das Wasser wehen – an Land jedoch machen Berge, Wälder oder Gebäude es beinahe unmöglich, ihn verlässlich zu messen. Um dennoch Aussagen über das vergangene Sturmklima zu treffen, ist es in der Meteorologie üblich, auf Daten von Luftdruckmessungen zurückzugreifen. Kennt man den Luftdruck verschiedener Orte zur selben Zeit, lässt sich daraus das Auftreten und die Intensität des Windes berechnen.
Für seine Masterarbeit hat Daniel Krieger Luftdruckdaten von acht deutschen, niederländischen und dänischen Messstationen in der Deutschen Bucht genutzt. Diese Stationen hat er auf dem Papier zu verschiedenen überlappenden Dreiecken verbunden; jede Station bildete einen Eckpunkt. Mithilfe der Daten konnte er den Wind innerhalb der so entstandenen Dreiecksflächen berechnen. Dies ist zuverlässiger als bisherige Forschungen, in denen nur einzelne Dreiecke oder größere Flächen untersucht wurden.
Kriegers Arbeit zeigt, dass die Sturmaktivität seit Beginn der Aufzeichnung vor 120 Jahren schwankt. So lange schon wird der Luftdruck an den verschiedenen Stationen aufgezeichnet. Alle drei bis vier Jahrzehnte ist es relativ stürmisch, die übrige Zeit jedoch auch ruhig. Insgesamt lässt sich das Sturmklima als gleichmäßig wellenförmig beschreiben: „Die Sturmaktivität hat seit 1897 weder zu- noch abgenommen. Es gibt keinen Trend, wie man es vielleicht auf Grund des Klimawandels und den damit häufiger auftretenden Extremwetterereignissen vermuten würde“, so Krieger.
Mittlerweile promoviert der Meteorologe am Helmholtz-Zentrum Geesthacht zur Vorhersagbarkeit von Stürmen. Dabei arbeitet er mit verschiedenen Klimamodellen, also Computermodellen zur Berechnung und Projektion des Klimas. Um zu überprüfen, wie zuverlässig die Modelle sind, lässt Krieger sie in der Vergangenheit starten und vergleicht ihre Projektionen mit realen Klimaaufzeichnungen. Dabei helfen ihm und seinem Team die Daten aus seiner Masterarbeit.