KlimaCampus Hamburg: Podiumsdiskussion zum Weltklimabericht
28. April 2014, von Caroline Kieke
Foto: UHH/CEN
Seit Kurzem liegt der dritte Teil des aktuellen Weltklimaberichts vor. An allen drei Teilberichten, die in internationalen Arbeitsgruppen entstanden, wirkten auch Hamburger ...
Seit Mitte April liegt der dritte und letzte Teil des aktuellen Weltklimaberichts vor. An allen drei Teilberichten, die in internationalen Arbeitsgruppen entstanden, wirkten Hamburger Forscher und Forscherinnen intensiv mit. Drei der sieben beteiligten Hamburger Wissenschaftler haben am Mittwoch Kernaussagen des Klimaberichts vorgestellt. Zur Podiumsdiskussion im Hauptgebäude der Universität Hamburg kamen rund 250 Interessierte.
Prof. Jochem Marotzke vom Max-Planck-Institut für Meteorologie ist ein Koordinierender Leitautor in Arbeitsgruppe I, die sich mit dem Thema „Physikalische Grundlagen des Klimawandels“ beschäftigt. In seinem Vortrag konzentrierte sich Jochem Marotzke auf die Rolle der Kohlenstoffdioxid-Emissionen. Der Zeitpunkt, wann das Treibhausgas in die Atmosphäre entweiche, spiele eine untergeordnete Rolle, sagte Marotzke. Auf die Menge komme es an. Je mehr Kohlenstoff in Form von CO2 frei werde, desto höher steige die durchschnittliche Temperatur. Die Weltgemeinschaft habe sich das politische Ziel gesetzt, die globale Erwärmung auf zwei Grad zu begrenzen. „Wenn wir dieses Ziel erreichen wollen, dürfen wir insgesamt noch etwa 500 Milliarden Tonnen Kohlenstoff emittieren“, so Marotzke. „Überziehen, wir unser Kohlenstoffbudget, wird es wärmer.“
Dr. Daniela Jacob vom Climate Service Center am Helmholtz-Zentrum Geesthacht stellte Ergebnisse aus Arbeitsgruppe II vor, die Risiken und Folgen des Klimawandels betrachtet. Daniela Jacob fungierte als Brückenautorin in der Gruppe: „Als Meteorologin hätte ich eigentlich in die erste Arbeitsgruppe gehört. So konnte ich aber eine intensive Kommunikation zwischen den Naturwissenschaftlern in Gruppe I und Disziplinen aus der Klimafolgenforschung, Ökonomie und Anpassung in Gruppe II sicherstellen“, erklärte Jacob. Sie hob hervor, dass Klimaschutz auch unerwartete Nebeneffekte haben könne, die ebenfalls positiv seien. Wenn beim Transport von Gütern und im Energiesektor weniger Schadstoffe frei würden, sei das nicht zuletzt auch gut für die Gesundheit des Menschen. Das wirke sich auch ökonomisch aus.
Der Physiker und Ökonom Prof. Hermann Held sprach als einer der Leitautoren von Arbeitsgruppe III, welche sich mit dem Thema „Vermeidung des Klimawandels“ befasst. Hermann Held leitet die Forschungsstelle Nachhaltige Umweltentwicklung am Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) der Universität Hamburg. Wissenschaftler seiner Arbeitsgruppe stellten unter anderem die Frage nach der Vereinbarkeit von Wirtschaftswachstum und Klimaschutz. Anders formuliert: Was kosten Maßnahmen, die den Klimawandel verlangsamen? Held zufolge kann die Wissenschaft nun erstmals mit einer – auf eintausend Zukunftsszenarien basierenden – Zahl antworten. Um 0,06 Prozentpunkte pro Jahr würde sich das jährliche Wachstum verringern, wenn die Weltgesellschaft sich am 2-Grad-Ziel als Klimaschutz-Szenario orientiere. Die Wissenschaftler gingen dabei von einem jährlichen Wirtschaftswachstum von 1,6 bis 3 Prozent aus. Betrachte man den Klimawandel als ein Risiko für die Menschheit, so Held, könne man den Verlust an Wirtschaftswachstum als eine Versicherungsprämie ansehen.
Prof. Anita Engels, stellvertretende Sprecherin des Exzellenzclusters CliSAP und Soziologin am Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN), moderierte die Veranstaltung. Veranstalter war das Netzwerk KlimaCampus Hamburg mit seinen Partnern Bundesanstalt für Wasserbau, Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, Deutscher Wetterdienst, Deutsches Klimarechenzentrum, HafenCity Universität, Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut, Helmholtz-Zentrum Geesthacht (Institut für Küstenforschung und Climate Service Center), Max-Planck-Institut für Meteorologie, TU Hamburg-Harburg, Universität Hamburg, Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Behörde für Wissenschaft und Forschung.
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Hermann Held im Interview: „Klimaschutz und Wirtschaftswachstum sind vereinbar“