CEN Newsletter Juni 2020
Liebe Leserinnen und Leser,
an der Universität Hamburg finden Lehrveranstaltungen nach wie vor online statt und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten vorzugsweise im Homeoffice. Auch auf den Forschungsbetrieb hat die Coronakrise enorme Auswirkungen: Laboruntersuchungen sind verschoben, Gäste dürfen nicht einreisen, Forschungsreisen müssen aus fallen.
Lesen Sie, wie die Forschungsschiffe SONNE und MARIA S. MERIAN der POLARSTERN halfen, ihre Arktis-Expedition trotzdem erfolgreich fortzusetzen. Erfahren Sie, welchen Einfluss der durch den Shutdown bedingte Rückgang der Emissionen auf den CO2-Gehalt der Atmosphäre hat. Der Konfliktforscher Jürgen Scheffran rät, das aus der Corona-Krise Gelernte schon jetzt in vorbeugende Maßnahmen umzusetzen.
Lesen Sie außerdem, wie die Landwirtschaft Treibhausgase einsparen kann, warum mit den aktuellen Plänen zum Kohleausstieg Steuergelder verschwendet werden und wie Pferde den sibirischen Permafrostboden retten.
Wir wünschen viel Vergnügen beim Lesen!
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Klimaforschung in der Coronakrise
Kollaps und Transformation
Corona ist nur die jüngste in einer Kette sich zuspitzender Krisen. Jürgen Scheffran empfiehlt, jetzt auf vorbeugende Maßnahmen zu setzen, die das Gesundheitswesen stärken und ein friedliches, solidarisches und nachhaltiges Verhältnis zwischen Mensch und Natur schaffen.
Coronakrise und Klimawandel
Seit 13 Jahren lässt die Klimaforscherin Beate Ratter die Hamburger Bevölkerung durch das Forschungsinstitut forsa zu ihrem Risikobewusstsein für den Klimawandel befragen. In diesem Jahr fiel die Befragung in die Coronakrise. Dadurch kommen neue Erkenntnisse zustande.
Trotz Corona: CO2-Gehalt der Atmosphäre weiterhin auf Rekordkurs
Mit dem Shutdown sinken die Treibhausgas-Emissionen zwar, die CO2-Konzentration in der Atmosphäre steigt jedoch weiter – möglicherweise nur langsamer. Das zeigen die Messwerte vom Umweltbundesamt. Das Deutsche Klima-Konsortium, in dem das CEN Mitglied ist, betont, wie wichtig eine konsequente Klimapolitik gerade jetzt ist.
Corona-Maßnahmen treffen auch deutsche Forschungsschiffe
Zu den Folgen der Corona-Pandemie gehört, dass nicht alle Expeditionen wie geplant stattfinden können. Vor allem sind Crew-Wechsel auf mehrmonatigen Forschungsreisen enorm kompliziert geworden.Es sind auch drei Schiffe betroffen, die die Hamburger Leitstelle Deutsche Forschungsschiffe koordiniert.
Mehr im Dossier „Forschungsschiffe“
Ist die Coronakrise vergleichbar mit der Klimakrise?
Was ist dran an dem aktuell häufig diskutierten Vergleich zwischen der Corona- und der Klimakrise? Anita Engels erläutert im Interview, warum dieser Vergleich nicht hilfreich ist – einige Ansätze aber durchaus als Weichenstellung für den Klimaschutz gestaltet werden könnten.
Wie berichten die Medien – idealerweise und in der Realität?
Das Coronavirus beherrscht die Schlagzeilen. Dabei wird den Medien häufig vorgeworfen, zu viel, zu emotional und zu einseitig zu berichten. Kommunikationsforscherin Katharina Kleinen-von Königslöw über das Dilemma zwischen Klickzahlen und verantwortungsvoller Berichterstattung.
Aus der CEN und CLICCS Forschung
Unter der Lupe: Das neue Hamburger Klimaschutzgesetz
Ende Februar 2020 ist eine Neuauflage des Hamburger Klimaschutzgesetzes in Kraft getreten. CLICCS Forscher Martin Wickel hat das Gesetz unter die Lupe genommen und stellt fest: Vieles ist zu kurz gedacht.
Unkonventioneller Klimaschutz
Um die Klimaziele zu erreichen, muss die Europäische Union in Zukunft aktiv Treibhausgase aus der Atmosphäre entfernen – und entsprechend neue Techniken erforschen. Das zeigt eine aktuelle Studie von CLICCSForscher Felix Schenuit und Oliver Geden von der Stiftung Wissenschaft und Politik.
Zum Artikel und zur Studie
Wie kommt der Klimaschutz auf den Hof?
Die Landwirtschaft soll Treibhausgase im Stall und auf dem Acker bis zum Jahr 2050 um mehr als 30 Prozent reduzieren. Doch wie können diese Emissionen überhaupt gemessen werden? Und wo sind Einsparungen möglich? Kerstin Jantke hat mit ihrem Team auf 254 Höfenin Deutschland nachgefragt.
Klimawandel und Fischbestände: CERES Abschlussbericht erschienen
Welche Effekte hat der Klimawandel auf Fische und Schalentiere und die davon abhängigen Wirtschaftszweige? Nach vier Jahren internationaler Forschung liegen jetzt die Ergebnisse des Projektes vor, das am CEN koordiniert wird.
Zum Artikel und Abschlussbericht
Trockene Moorgebiete können Waldbrände verstärken und Erwärmung beschleunigen
Durch den Klimawandel trockenen Moore schneller aus. Anstatt eines feuchten Schutzgürtels bilden sie regelrechte Feuerbrücken zwischen Waldgebieten. Wie das die borealen Wälder und Moore zukünftig verändern wird, zeigt eine neue Studie. Lars Kutzbach war daran beteiligt.
Mehr Konflikte durch klimabedingte Katastrophen in gefährdeten Ländern
Nach einer klimabedingten Katastrophe steigt das Risiko für einen bewaffneten Konflikt – aber nur in speziell gefährdeten Ländern. Dies hat Tobias Ide von der Universität Melbourne jetzt ermittelt. Einen Teil seiner Forschung führte Ide am ehemaligen Exzellenzcluster CliSAP und am CEN durch.
Kohleausstieg: Teuer und mit ungewisser Klimawirkung
Der Ausstieg aus der Kohleenergie verschwendet Steuergelder und kann die Emissionen sogar erhöhen, sagt Umweltökonom Grischa Perino. Die Gründe sind komplex, die Lösung jedoch einfach. Was zu tun ist, lesen sie in diesem Interview.
Pferde retten Permafrost
Der arktische Permafrostboden taut. Dadurch könnten große Mengen Treibhausgase zusätzlich frei werden. In Russland wurden Pferde, Bisons und Rentiere angesiedelt, um diesem Effekt entgegenzuwirken. Christian Beer hat untersucht, wie wirksam das ist.
Klimawandel mit Lösungsoptionen begegnen
Um das 2-Grad-Ziel oder gar das 1,5-Grad-Ziel noch einzuhalten, sollte auch aus ökonomischer Sicht deutlich ambitionierter vorgegangen werden als im Pariser Klimaabkommen von 2015 vereinbart. Wie das gehen kann, erklärt Hermann Held im Interview mit dem Cluster Erneuerbare Energien.
Wo Europa seine Artenvielfalt besser schützen kann
Obwohl einige Naturschutzziele bereits erreicht wurden, sterben weiter Arten aus. Viele Stimmen fordern deshalb, weltweit 50 Prozent, mindestens aber 30 Prozent der Landflächen, unter Schutz zu stellen. Anke Müller hat untersucht, inwieweit Europa auf ein Vergrößern seiner Schutzzonen vorbereitet ist und welche Flächen sich eignen.
Gastbeiträge im Hamburger Abendblatt
Gesteinsmehl bindet CO2 aus der Atmosphäre
Um die Klimaziele von Paris zu erreichen, muss CO2 aus der Atmosphäre entfernt werden. Thorben Amann erforscht, ob sich die gezielte Verwitterung von Gesteinsmehl dafür eignet. Hier berichtet der Geologe über die Ergebnisse seiner Versuche.
Klima, Krise, Kriege am Tschadsee
Rund um den Tschadsee sind Millionen von Menschen auf der Flucht. Vertrieben durch islamistischen Terror, Bürgerkriege und Hunger. Frederic Kamta hat im Nordosten Nigerias untersucht, inwiefern neben der Gewalt auch die anhaltende Trockenheit eine Ursache für Flucht und Konflikte ist.
Klimaproteste zeigen, wo Normen missachtet werden
Deutschland und viele weitere Länder werden ihre Klimaziele nicht erreichen. Das stößt besonders bei Jugendlichen auf Widerstand, so dass sie regelmäßig öffentlich protestieren. Klimaschutz als gesellschaftliche Norm existiert zwar, bei der Umsetzung gibt es jedoch große Defizite. Antje Wiener erklärt warum.
Aktuelles aus dem CEN
Zwei neue Emmy Noether-Gruppen an der Universität Hamburg
In einer der neuen Arbeitsgruppen werden der Paläobiologe William Foster und sein Team erforschen, wie es bei der Klimaerwärmung vor 252 Millionen Jahren zum großen Artensterben in den Meeren kam. Die Ergebnisse sollen helfen, den aktuellen Verlust an Biodiversität zu verstehen.
CEN Direktor erneut zum Leiter des Weltklimaforschungs-Programms gewählt
Detlef Stammer wurde für zwei weitere Jahre in seinem Amt als Leiter des World Climate Research Programmes (WCRP) bestätigt. Seit Anfang 2019 sitzt der Hamburger Ozeanograph dem 17-köpfigen internationalen wissenschaftlichen Ausschuss des Weltklimaforschungs-Programms vor.
Johanna Matzat und Jan Wohland erhalten Wladimir Köppen Preis
Gleich zwei exzellente Doktorarbeiten wurden mit dem Wladimir Köppen Preis 2019 des Exzellenzcluster CLICCS ausgezeichnet. Johanna Matzat und Jan Wohland liefern in ihren Doktorarbeiten Analysen und Lösungsansätze, um die emissionsarme Energienutzung weiter zu entwickeln.