Welchen Beitrag leisten Mangroven für den Klimaschutz?
24. Januar 2018, von Giselind Werner
Zwei Studierende von CEN Forscher Prof. Dr. Michael Köhl waren vier Monate in Fidschi unterwegs, um eine Methode zu entwickeln, die Biomasse der dortigen Mangrovenwälder aufzunehmen und daraus die Kohlenstoffspeicher-Fähigkeit zu ermitteln.
An den Küsten des südpazifischen Inselstaats Fidschi wachsen jede Menge Mangroven, jene salzwassertoleranten Gehölze mit den charakteristischen hohen Wurzeln. Doch gibt es bisher wenige Daten über diese Mangrovenwälder als Kohlenstoffspeicher. Fidschi, bekannt als Vorreiter der Pazifikstaaten in Bezug auf Klimawandel, bemüht sich, diese Lücke nun zu schließen. Burkhart Brielmaier und Sarah Reimer, zwei Master-Studierende der Holzwirtschaft an der Universität Hamburg, waren vier Monate vor Ort, um eine Methode zu entwickeln, die Biomasse der Mangrovenwälder aufzunehmen und daraus die Kohlenstoffspeicher-Fähigkeit zu ermitteln.
Was genau war das Ziel Ihres Aufenthalts auf Fidschi?
Burkhart Brielmaier: Eine Methode zu entwickeln, wie man auf Fidschi am besten den Mangrovenwald inventarisieren kann, um daraus deren Kohlenstoffspeicher-Kapazität zu errechnen. Dazu mussten wir die Biomasse auf definierten Flächen aufnehmen.
Sarah Reimer: Eine andere Aufgabe war aber auch, die einheimischen „Forest Officers“, also die Mitarbeiter des Forstamtes, und andere Studierende mit unserer Methode vertraut zu machen, damit die Inventur theoretisch ohne uns weiterlaufen kann und eine nationale Mangroveninventur stattfinden kann.
Was bedeutet das, wenn Sie sagen „Biomasse aufnehmen“? Wie muss man sich das vorstellen?
BB: Bei unserer Forschung arbeiten wir mit sogenannten Transecten und betrachten nur die hölzerne Biomasse über der Erde, keine Blätter und keine Wurzeln unter der Erde. Vier Monate wären zu wenig Zeit für die Erfassung der gesamten Pflanze gewesen. Die Probeflächen in den Transecten sind jeweils drei x drei Meter groß und jeweils 50 Meter voneinander entfernt.
SR: Die weit verbreitete Mangrovenart Rhizophora spp. wächst wie Kraut und Rüben. An den meisten Standorten war es unmöglich zu sagen, an welcher Stelle der Baum anfängt und wieder aufhört. Genauso ist diese Mangrovenart stark miteinander verwachsen und bildet keinen richtigen Stamm aus. Daher kann eine Stückzahl pro Fläche wie bei einer konventionellen Inventur nicht aufgenommen werden.
Wir haben daher mit einem „destruktiven Sampling“ gearbeitet. Sprich, unsere Probeflächen wurden dokumentiert und anschließend kleingesägt und gewogen. Anstatt mit einer konventionellen Volumenfunktion arbeiten wir mit der Dichtefunktion, um auf die hölzerne Biomasse zu kommen. Mit der Biomasse kann man dann den Kohlenstoffgehalt ermitteln.
Wem hilft es zu wissen, wie viel Kohlenstoff in den Mangroven gespeichert wird?
BB: Sowohl im Kyoto-Protokoll, als auch bei der Cop23, der UN-Klimakonferenz in Bonn, und vielen anderen Klimawandelaktionen haben sich die führenden Industrieländer dazu verpflichtet, Entwicklungsländern in Bezug auf den Klimawandel zu helfen.
Wenn beispielsweise die Bundesregierung Maßnahmen zum Mangrovenschutz auf Fidschi unterstützen möchte, müssen wir erst einmal mehr über die Bedeutung der Mangrovenwälder wissen. Gelder werden nicht ohne fundiertes Wissen um die positiven Effekte auf den Klimawandel verteilt.
SR: Des Weiteren sind Mangrovenwälder ein sehr wichtiges Ökosystem: Sie reinigen Wasser, bringen Biomasse ins Meer – das ist wichtig für Korallen – und liefern Medizin oder Feuerholz. Außerdem dienen sie vielen Fischarten wie beispielsweise Haien als Brutstätten. Und da sie Erderosionen verhindern, sind sie zudem sehr wichtig für den Küstenschutz.
Was genau mussten Sie hierfür täglich tun?
SR: Der soziale Aspekt spielt hierfür eine sehr wichtige Rolle. In Fidschi herrscht das „Chief-System“, so wie auf vielen anderen pazifischen Inseln. Sprich, man stellt sich in dem Dorf vor, zu dem das Mangrovengebiet gehört. Dies geschieht mit einem Sevu Sevu. Dabei werden die Absichten erläutert und Kava (eine Wurzel) überreicht. Nimmt der Chief den Kava an, so bedeutet es, dass man nun zum Dorf gehört und freie Hand hat. Meistens stellte uns der Chief einen Bootsführer zur Verfügung, der uns zu unserer Probefläche brachte.
Und wer hat Sie damit beauftragt?
BB: Wir wurden über unseren Professor Dr. Michael Köhl von der Holzwirtschaft angesprochen, welcher wiederum Kontakt zur GIZ (Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit GmbH) hat. Unser Projekt lief im Rahmen des REED+-Programms (Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation and the role of conservation, sustainable management of forests and enhancement of forest carbon stocks in developing countries).
Fidschianischer Mangroven- oder mitteleuropäischer Mischwald, was darf es für Sie sein?
BB: Dies ist schwer vergleichbar. Der mitteleuropäische Mischwald wird wirtschaftlich stark genutzt und ist fern von einem natürlichen Zustand. Hingegen sind Mangroven ein sehr sensibles Ökosystem und oft noch unberührt von Menschenhand. Die Natur passt sich hier an extremste Bedingungen an. Genauso ist die Arbeit in den Mangroven ein Extremum. Tropisches Klima, Moskitos und der modrige Geruch des schlammigen Bodens bringen noch eine besondere Note dazu. Für jeden Abenteurer ein Eldorado.
Dieser Artikel erschien zuerst auf der Seite der Universität Hamburg.
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