Klimawandel: Hyperaktive Austern und gestresste Karpfen
14. September 2017, von CEN Universität Hamburg
Foto: euronews
Bis zum Ende des Jahrhunderts könnten die Temperaturen der Meere im schlimmsten Fall um zwei bis vier Grad Celsius steigen. Welche Folgen hätte dies für Fische und Schalentiere wie Austern, die einen hohen Verkaufswert haben? Was müssen Fischer, Unternehmen und Aquakultur-Betreiber wissen? Das EU-Projekt CERES (Climate Change and European aquatic RESources), koordiniert am CEN der Universität Hamburg, bringt Industriepartner und Wissenschaft zusammen.
Die Suche nach Antworten treibt Forscherinnen und Forscher zum Beispiel in Gegenden wie Tavira in Portugal. Dort versuchen die Meeresbiologen herauszufinden, wie sich ein Anstieg der Temperatur, des Salzgehalts und des Säuregrads im Wasser auf die Physiologie von Austern auswirken könnte. Meeresbiologin Domitilia Matias: “In wärmeren Gewässern erhöhen Austern ihre Filteraktivität, was sie viel Energie kostet und sich auf ihr Wachstum auswirkt. Ihre Schale könnte künftig weniger lang werden, ihr Körper weniger an Gewicht zunehmen.”
Untersuchungen auch in Stettin im Norden Polens: Ein Kraftwerk heizt das Wasser auf, das durch die Becken einer experimentellen Aquakultur fließt. Die Forscher untersuchen hier exemplarisch, wie sich Karpfen, in Osteuropa beliebte Speisefische, sich an wärmere Gewässer anpassen. Experte Jacek Sadowski von der Westpommerschen Technischen Universität: “Je wärmer das Wasser, desto mehr Stress messen wir bei den Karpfen. Er belastet deren gesamte Physiologie, und das erhöhte Stressniveau macht sie anfälliger für Viren und Bakterien.”
Ziel von CERES ist es, die Industrie besser zu wappnen, erklärt Projektkoordinator Myron Peck: “So können wir vorhersagen, wie schnell die Fische in Zukunft wachsen werden und was mit bestimmten Populationen passieren könnte. Dann erstellen wir ökonomische Modelle, um zu sehen, welche Wirkung das für die kommerzielle Fischzucht und die Fischer haben kann.”
Die Folgen der Meereserwärmung für Austern und andere Schalentiere und Fischarten mit hohem kommerziellem Wert werden im Rahmen des europäischen Forschungsprojekts CERES untersucht.
Der Film zum Projekt: „Wenn Karpfen Stress haben“
Mehr Infos zum Projekt CERES
Dieses Projekt wird im Rahmenprogramm „Horizon 2020" für Forschung und Innovation der Europäischen Union unter dem Förderkennzeichen 678193 (CERES, Climate Change and European Aquatic Resources) gefördert.