Klimawandel gefährdet Bewohner kleiner Inseln
4. September 2014, von Franziska Neigenfind
Foto: UHH/CEN/S. Strobelt
Der Klimawandel bedroht die Einwohner kleiner Inselstaaten – insbesondere durch den zu erwartenden durchschnittlichen Meeresspiegelanstieg von rund einem Meter ...
Der Klimawandel bedroht die Einwohner kleiner Inselstaaten – insbesondere durch den zu erwartenden durchschnittlichen Meeresspiegelanstieg von rund einem Meter bis 2100. Der würde fast ein Drittel der Einwohner dieser oft abgelegenen Staaten schwer treffen, warnten Vertreter des UN-Umweltprogramms (UNEP) auf der heute endenden dritten UN-Konferenz für kleine Inselstaaten in Apia (Samoa).
Auf der UN-Konferenz stellte eine Expertengruppe einen Bericht vor, der die besonderen Herausforderungen für Inseln nachzeichnet. Außerdem zeigt er Wege für die Zukunft auf. Eine der Autorinnen ist die Inselforscherin Prof. Beate Ratter vom Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN): „Wir haben vier Zukunftsszenarien entwickelt. Diese möglichen Entwicklungswege sollen zum Nachdenken und im besten Fall zum Handeln anregen.“ Konkret empfehlen die Expertinnen und Experten die Stärkung von Gemeinschafts- und Familienstrukturen, nachhaltiges und naturschonendes Wirtschaften sowie den Einsatz neuer, an Inseln angepasster Technologien, beispielsweise zur Energiegewinnung. „Was die Staaten brauchen, ist eine funktionierende ‚blue-green economy‘“, fasst Ratter zusammen. Dieses Wirtschaften zeichnet sich dadurch aus, dass es auf die besondere Empfindsamkeit kleiner Inseln Rücksicht nimmt und gleichzeitig naturverträgliche Ressourcennutzung ermöglicht.
Inseln stehen immer wieder im Fokus der Klimaforschung. Kleine Inseln sind besonders verwundbar. Denn die globalen Prozesse wirken hier unmittelbar, Transportwege zum Festland sind oft lang und teuer und die Staaten häufig ökonomisch schwach. „Diese Regionen können uns – in weniger gefährdeten Gebieten wie Europa – schon heute zeigen, wie sich der Klimawandel mit steigendem Meeresspiegel, Dürren und extremen Stürmen auswirken kann. Vielleicht können wir von kleinen Inseln lernen“, sagt Ratter.
Neben einer Analyse der aktuellen Situation und den Zukunftsentwürfen enthält der Bericht Beispiele für Inselstaaten, die bereits aktiv Lösungen umsetzen. So wurde auf Barbados ein Klima-angepasstes nachhaltiges Tourismuskonzept entwickelt. Im Pazifik bemühen sich die Staaten Französisch Polynesien und Cook Islands darum, die traditionelle Perlenfischerei nachhaltig zu gestalten. Und auf den Seychellen läuft ein erfolgreiches Pilotprogramm zum Sammeln von Regenwasser auf Schuldächern, das auf die gesamte Inselgruppe der Republik übertragen werden soll.
Mehr Informationen:
UNEP-Bericht: Global Environmental Outlook GEO für kleine Inselstaaten (PDF, E-Book, nur in Englisch)
Kleine Inselstaaten (Englisch)
Inseldatenbank der Arbeitsgruppe von Prof. Beate Ratter