Ökosystem Nordsee: Fischereiwissenschaftler sammeln in Rekordzeit wertvolle Daten
3. September 2014, von Franziska Neigenfind
Foto: UHH/CEN/A. Eckhardt
Sie sind klein, und sie sind viele: Winzige Wasserorganismen – bekannt als Plankton – treiben im Rhythmus der Strömungen durch das Meer. Diese Lebewesen verraten ...
Sie sind klein, und sie sind viele: Winzige Wasserorganismen – bekannt als Plankton – treiben im Rhythmus der Strömungen durch das Meer. Diese Lebewesen verraten Meeresforschern viel über das Ökosystem Nordsee. Auf ihrer jüngsten Expedition ist es Fischereiwissenschaftlern vom Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) gelungen, in Rekordzeit eine Fülle bislang unbekannter Informationen über Plankton zu gewinnen.
Zwischen der Nordseeinsel Helgoland und der schottischen Küstenstadt Stonehaven erkundete das Forscherteam die Planktonvorkommen. Parallel entstanden Messreihen zu ozeanographischen und meereschemischen Größen wie Temperatur, Salz- und Sauerstoffgehalt, Dichte, Lichtverhältnissen und photosynthetisch aktiven Stoffen wie Chlorophyll. Viele Daten wurden im Sekundentakt erfasst. „Noch nie wurden in so kurzer Zeit so viele Daten über die Nordsee gesammelt“, betont Prof. Marc Hufnagl vom CEN. „Die Auswertung ist in vollem Gange.“
Erste Analysen zeigen: Besonders viel Plankton treibt dort im Meer, wo sich aufgeheizte Wassermassen mit kühleren Schichten mischen. Das geschieht sowohl in Küstennähe, als auch in ganz bestimmten Wassertiefen. Plankton ist eine wichtige Nahrungsquelle für Nordseefische wie Hering oder Sandaal. Das Expeditionsteam hofft daher, künftig auch Prognosen über die Fischvorkommen in der Nordsee treffen zu können.
Weil bisherige Messmethoden es nicht erlaubten, dichte Wolken von Plankton im Detail zu studieren, kam an Bord des Forschungsschiffs Heincke ein speziell ausgerüstetes Gerät, der Triaxus, zum Einsatz. Ausgestattet mit zahlreichen Sensoren, gleitet das futuristisch anmutende Gerät hinter dem Schiff durch das Wasser. „Unser Triaxus ist der wohl am besten ausgestattete der Welt“, sagt Tim Dudeck, Doktorand am Exzellenzcluster für Klimaforschung CliSAP. „Vor kurzem haben wir ihn zusätzlich mit einem Videoplankton-Rekorder ausgerüstet.“ Der leistungsfähige Rekorder machte mikroskopische Fotoaufnahmen von Planktonpartikeln. Artenzusammensetzung, Größenspektrum und Populationsdichte des Planktons können so analysiert werden. Parallel erfasste ein eingebautes Sonar (Ultraschall-Doppler-Profil-Strömungsmesser, ADCP) die Strömungsgeschwindigkeiten mittels Schall.
Die Expedition unter Leitung von Prof. Christian Möllmann vom CEN, fand im Rahmen des Projekts „North Sea - Observation and Assessment of Habitats“ (NOAH) statt, das am Institut für Küstenforschung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht koordiniert wird. NOAH-Projektleiter ist Prof. Kay-Christian Emeis.
Mehr Informationen:
Institut für marine Ökosystem- und Fischereiwissenschaften
Hochleistungsmessgerät Triaxus