Hamburger Forscher entwickeln Umweltkonzept für „gesunde Stadt“ im globalen Wandel
20. August 2014, von Markus Dressel
Foto: H. Schlünzen
Wir leben im „Jahrhundert der Städte“: Über 50 Prozent der Weltbevölkerung leben in Städten, Tendenz steigend ...
Wir leben im „Jahrhundert der Städte“: Über 50 Prozent der Weltbevölkerung leben in Städten, Tendenz steigend. Diese sind aber nicht nur attraktive Lebensräume, sondern auch Risikoräume. So kann es durch den Klimawandel künftig vermehrt zu Wetterextremen kommen, die in Städten viele Menschen gefährden. Eine zukunftssichernde Stadtentwicklung muss dies berücksichtigen. Ab Januar fördert das Land Hamburg ein Forschungsprojekt, das hierfür optimale Wege aufzeigen soll. Im Zentrum steht der Faktor Gesundheit. Federführend sind Wissenschaftler des Centrums für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) der Universität Hamburg.
An dem Projekt „Städte im Wandel – Entwicklung eines multisektoralen Stadtentwicklungs-Wirkungsmodells“ sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Meteorologie, Geographie, Stadtplanung, Medizin, Ingenieurwissenschaften, Mathematik und weiteren Fächern beteiligt. Sie führen Erkenntnisse aus ihren Disziplinen so zusammen, dass Wechselwirkungen im System Stadt besser verstanden werden. Dafür soll ein übergreifendes Stadtentwicklungs-Modell erstellt werden. Es wird Erkenntnisse aus den Sozial-, Natur- und Ingenieurswissenschaften verbinden, um Wirkungen der Stadt auf die Bewohner abzuleiten.
„Eine Stadt sollte so aufgebaut sein, dass sie auch bei einer Verkettung ungünstiger Umstände funktionsfähig bleibt – wenn zum Beispiel Wetterextreme und starke Luftverschmutzung zusammentreffen. Mit unserem Forschungsprojekt wollen wir Lösungen entwickeln, die dies sicherstellen“, sagt Meteorologin Prof. Heinke Schlünzen vom CEN. Jürgen Oßenbrügge, Professor für Geographie, weist außerdem auf die sozioökonomische Perspektive hin: “Es reicht nicht, die Auswirkungen von Extremen auszurechnen und zu modellieren, wir müssen diese auch mit Blick auf die betroffene Bevölkerung einschätzen. Das Wohlergehen der Menschen muss Ziel einer nachhaltigen Stadtentwicklung sein.“ Die Forscher haben deshalb Gesundheit und Wohlergehen als Zielgröße definiert, die von Faktoren wie Lärmbelästigung, Luftqualität, Temperaturen oder UV-Strahlung abhängt.
„Am Beispiel Hamburg wollen wir ein Basismodell entwickeln, um die Wirkung der Stadt sowie die Stadtentwicklung abzubilden,“ sagt Prof. Oßenbrügge. Später könne es um andere Zielgrößen erweitert und auf Städte weltweit übertragen werden. Hierfür stehen zunächst 1,2 Mio Euro aus der Landesforschungsförderung Hamburgs zur Verfügung. Nach drei Jahren streben die beteiligten Wissenschaftler eine Fortführung in Form eines Sonderforschungsbereichs der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) an.
Beteiligt an dem Projekt sind die Universität Hamburg, die HafenCity Universität, das Helmholtz-Zentrum Geesthacht, das Max-Planck-Institut für Meteorologie, die Technische Universität Hamburg-Harburg und das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
Kontakt:
Prof. Dr. Heinke Schlünzen
Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit
Bundesstraße 55
20146 Hamburg
E-Mail: heinke.schlünzen@uni-hamburg.de
Prof. Dr. Oßenbrügge
Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit
Bundesstraße 55
20146 Hamburg
E-Mail: ossenbruegge@geowiss.uni-hamburg.de