Genozid-Forschung: Blick für Klimaproblematik schärfen
23. Juni 2014, von Franziska Neigenfind

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Klimawandel und knappe Ressourcen, „Klima-Flüchtlinge“, Konflikte und Sicherheitsprobleme – diese Zusammenhänge...
Klimawandel und knappe Ressourcen, „Klima-Flüchtlinge“, Konflikte und Sicherheitsprobleme – diese Zusammenhänge werden regelmäßig diskutiert. Als Ursache für einen möglichen Genozid im Sinne des UN-Völkerrechtes wurde der Klimawandel bisher aber nicht betrachtet. Prof. Jürgen Zimmerer, Historiker an der Universität Hamburg und Principal Investigator bei CliSAP, möchte den Blick der Wissenschaft schärfen und zur Diskussion anregen. Das „International Journal of Human Rights“ widmet dem Thema im Juni ein Schwerpunktheft. Zimmerer ist der Herausgeber.
Nationale, ethnische oder religiöse Unterschiede sind häufig Grund für Gewalt und Verfolgung, bis hin zum Völkermord. Mit dem Klimawandel als mögliche Ursache, also etwa in Form von Dürren, Überflutung oder Verlust von Lebensraum, beschäftigt sich die einschlägige Forschung dagegen bisher kaum – und ignoriert damit womöglich den wichtigsten Auslöser. „Gerade im Hinblick auf Prävention können wir es uns im 21. Jahrhundert nicht leisten, die Klima-Problematik zu ignorieren“, so Prof. Jürgen Zimmerer im Vorwort der jüngsten Ausgabe des „International Journal of Human Rights“.
Zimmerer hat für das aktuelle Schwerpunktheft Anthropologen, Ökonomen, Geographen, Historiker und Politologen gewonnen, die Beobachtungen und Forschungsansätze zum Thema schildern. Geplant ist außerdem, die Diskussion auf der Fourth Global Conference on Genocide an der University of Cape Town fortzusetzen. „Wir müssen ganz neu über das Thema Genozid nachdenken, die Liste möglicher Ursachen erweitern – und damit womöglich auch neue Lösungsansätze finden“, fordert Zimmerer. „Nimmt man beispielsweise als gegeben an, dass Ressourcenverknappung zu einem Anstieg von Gewalt führt, müsste eine gerechtere Verteilung Gewalt eindämmen – Stichwort: Global Social Justice.“
Link zum Schwerpunktheft
Prof. Dr. Jürgen Zimmerer hält den Lehrstuhl für die Geschichte Afrikas am Historischen Seminar der Universität Hamburg und ist Principal Investigator am Exzellenzcluster CliSAP. Seit Juni ist er zudem Mitglied des CEN.