Workshop „Enhanced Weathering“: Verwitterung bindet Kohlendioxid
23. Januar 2014, von Markus Dressel

Foto: UHH/CEN
Enhanced Weathering – Turboverwitterung von Gestein, ist ein innovativer Ansatz, um große Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) zu binden. Dabei entstehen...
Enhanced Weathering – Turboverwitterung von Gestein, ist ein innovativer Ansatz, um große Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) zu binden. Dabei entstehen auch Stoffe, die als Dünger eingesetzt werden können. Führende Experten auf diesem jungen Forschungsgebiet trafen sich jetzt in Hamburg zu einem Workshop, organisiert von Professor Jens Hartmann und seinem Team am Institut für Geologie. Nature berichtet dazu in der aktuellen Ausgabe.
„Wir haben den Workshop intensiv genutzt, um uns zu vernetzen und eine internationale Arbeitsgruppe zu gründen“, sagt Prof. Jens Hartmann, der am Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) forscht. Der globale Kreislauf des Kohlenstoffs ist einer seiner Forschungsschwerpunkte. Rund 20 Forscher und Forscherinnen, unter anderem aus Los Angeles, Antwerpen und Oxford, erarbeiteten in Hamburg erstmals eine gemeinsame Forschungsagenda für die kommenden Jahre: Wie kann pulverisiertes Gestein als Dünger in der Landwirtschaft eingesetzt werden? Wieviel zusätzlichen Kohlenstoff können Boden und Pflanzen durch den Düngereffekt speichern? Welche Auswirkungen gibt es für Organismen, wenn Verwitterungsprodukte in Flüsse und Meere gespült werden und den pH-Wert ändern? Wie kann die Methode in den globalen CO2-Zertifikate-Handel eingebunden und so finanziert werden? „Zu all diesen Fragen brauchen wir belastbare Zahlen“, erklärt Hartmann.
Doch wie funktioniert „Enhanced Weathering“? Felsgestein verwittert und entzieht der Atmosphäre dabei durch chemische Reaktionen CO2. Das gelöste CO2 gelangt über Flüsse in die Ozeane und „verschwindet“ so für Jahrtausende aus dem aktiven Kohlenstoff-Kreislauf. Dieser natürliche und sehr langsame Prozess kann beschleunigt werden, indem geeignete Minerale, zum Beispiel aus vulkanischem Gestein, zu feinem Gesteinsmehl zermahlen und auf Äcker und Ozeane verteilt werden. Die Minerale bilden bei Kontakt mit Wasser eine Lösung und setzen dabei Pflanzennährstoffe wie Silizium frei. Schätzungen im aktuellen IPCC-Weltklimabericht gehen davon aus, dass mit dieser Methode jährlich etwa eine Gigatonne Kohlenstoff aus der Atmosphäre gebunden werden kann. Dabei ist die gesteigerte Aufnahme von Kohlenstoff durch Pflanzen durch einen Düngereffekt noch nicht berücksichtigt.