Hoher CO2-Ausstoß drückt Wert eines Unternehmens
15. November 2013, von CEN Universität Hamburg
Foto: UHH/CEN/S. Janssen
Neues aus der Klimaforschung: Einmal im Monat berichten Klimaforscher im Hamburger Abendblatt über aktuelle Erkenntnisse. Alexander Bassen untersucht, wie sich der Emissionshandel auf Unternehmen auswirkt.
Seit Einführung des Europäischen Emissionshandels hat CO2 einen Preis: Unternehmen mit besonders hohem Ausstoß müssen Emissionszertifikate kaufen – also das Recht, CO2 zu emittieren. Klimafreundliche Unternehmen können dagegen Zertifikate verkaufen und so Mehreinnahmen erwirtschaften.
Aber ändert sich durch den Emissionshandel überhaupt etwas für die Unternehmen? In der Theorie sollen CO2-Zertifikate einen Anreiz zu klimaschonender Produktion bieten. Das funktioniert aber nur, wenn sie sich als Gewinne oder Verluste bemerkbar machen – sind Emissionsrechte zu billig, geht der Anreiz verloren. Problematisch ist es auch, wenn die Unternehmen ihre höheren CO2-Kosten einfach an die Verbraucher weiterreichen. Den Preis für zu hohe Emissionen zahlen dann die Kunden. Dies ist in der Energiebranche der Fall, wie wissenschaftliche Studien gezeigt haben.
Am KlimaCampus haben mein Kollege Nicolas Koch und ich erstmals untersucht, ob CO2- Emissionen dennoch den Wert von Energieunternehmen beeinflussen. Anders als die jährlich veröffentlichten Bilanzen spiegelt der Unternehmenswert auch Erwartungen für die Zukunft wider. Ist das Unternehmen für kommende Herausforderungen – zum Beispiel aus der Klimapolitik – gewappnet, sind das gute Bedingungen für einen hohen Wert. Um dies zu berechnen, haben wir uns einige große Versorger angesehen: Welchen Strommix produziert das Unternehmen? Kohle, Gas oder Erneuerbare? Wie modern sind seine Kraftwerke? Vor allem hat uns interessiert, ob sich Investitionen in emissionsarme Technologien rechnen würden.
Neue Kraftwerke: lohnt sich der Umstieg?
Vor dieser Frage stehen die Stromversorger übrigens selbst gerade, denn viele Anlagen sind alt und müssen ohnehin modernisiert werden. Da Kraftwerke für eine lange Lebensdauer konzipiert werden und der Neubau kostenintensiv ist, müssen Investitionsentscheidungen wohl überlegt sein. Wichtig ist auch, dass zukünftig weniger Zertifikate kostenlos an die Unternehmen verteilt und mehr Zertifikate versteigert werden. Abgeschafft werden soll außerdem das so genannte „grandfathering“: Wie viele kostenlose Zertifikate ein Unternehmen erhält, wird dann nicht mehr anhand seiner früheren Emissionen berechnet. Grundlage sind dann vielmehr die CO2-Einsparungen, die das Unternehmen mit klimaschonender Technologie erreichen könnte. Beides wird dazu führen, dass CO2-Zertifikate teurer werden.
In unserer Studie haben wir Daten aus über 450 Kraftwerken analysiert und zwei Szenarien durchgespielt: Was passiert, wenn die Versorger ihre alten Anlagen durch Anlagen desselben Typs ersetzen? Was, wenn sie stattdessen in emissionsarme Technologien investieren? Berechnungsgrundlage waren die selbstgesteckten Emissionsziele der Unternehmen. In beide Szenarien haben wir außerdem weitere Faktoren einbezogen, etwa Rohstoffpreise, Lebensdauer der Anlagen und Wachstumsraten bei CO2-Preisen. Das Ergebnis: Der Unternehmenswert leidet eindeutig unter zu hohen Emissionen. Im Jahr 2020 werden Unternehmen, die ihre Emissionsziele ernst nehmen, bis zu 26 Prozent mehr wert sein als bei ungebremster Emission. Verantwortlich ist die zu erwartende Preisentwicklung für CO2-Zertifikate. Das heißt: Investitionen in emissionsarme Stromproduktion sind nicht nur klimaschonend, sondern auch ökonomisch sinnvoll. Voraussetzung ist, dass die gesetzlichen Vorgaben stabil bleiben.