Teufelskreis in der ArktisBrände in Alaska und Sibirien verstärken den Klimawandel
2. August 2019, von Christina Krätzig
Foto: National Park Service, USA
Seit Juni dieses Jahres zerstören Brände riesige Flächen auf der Nordhalbkugel unserer Erde. Die Weltorganisation für Meteorologie bezeichnet ihr Ausmaß als „beispiellos". Weshalb der Klimawandel künftig immer häufiger zu solchen Großfeuern führen wird und wie diese auf das Klima zurück wirken, erklärt die Bodenkundlerin Prof. Eva-Maria Pfeiffer von der Universität Hamburg.
In Alaska ist seit der Hitzewelle im Juni eine Fläche verbrannt, die laut Medienberichten so groß wie Schleswig-Holstein ist. Mehrere Dörfer mussten evakuiert werden. Die zerstörten Flächen in Sibirien sollen sogar doppelt so groß sein. Die genaue Situation in Russland ist auf Grund der Größe des Landes und seiner zurückhaltenden Informationspolitik unklar, doch sind zahlreiche Feuer auf Satellitenbildern zu sehen.
Seit 1992 unternimmt Eva-Maria Pfeiffer regelmäßig Forschungsexpeditionen in die russische und amerikanische Arktis, untersucht die Böden in diesen vom Menschen wenig berührten Landschaften und ihre Rolle im Klimasystem der Erde. Dass es hier künftig vermehrt brennen wird, liegt für die Wissenschaftlerin auf der Hand: „In der Arktis sind die Temperaturen in den vergangenen Jahrzehnten um drei bis fünf Grad gestiegen, doppelt so stark wie im globalen Mittel. Zusätzlich haben sich Niederschlagsmuster verschoben, ist es vielerorts deutlich trockener geworden. Die Kombination aus Wärme und Trockenheit steigern das Brandrisiko erheblich“, erklärt sie.
„Die Brände wirken sich kurz- und langfristig auf das Klima aus“, sagt Eva-Maria Pfeiffer. Kurzfristig werden große Mengen Kohlenstoff frei, denn Bäume und andere Pflanzen bestehen zu einem großen Teil aus Kohlenstoff. Wenn sie brennen, gelangt er als klimaschädliches Kohlendioxid in die Atmosphäre.
Problematischer aber ist, dass sogar die Böden selbst brennen; genauer gesagt ihre humus- und damit kohlenstoffreiche obere Schicht. Wie bei Bäumen entsteht bei deren Verbrennen CO2. Darüber hinaus dringt durch die Hitze des Feuers verstärkt Wärme in den Boden ein und der gefrorene Untergrund taut. Die Folge: Mikroorganismen können das im sogenannten Permafrost enthaltene pflanzliche Material zersetzen – und auch dabei entstehen klimaschädliche Gase.
„Bei intakten Böden wirken die oberen Bodenhorizonte, die Vegetation und die Schneedecke wie eine Isolierschicht“, erklärt Prof. Pfeiffer. „Wird diese zerstört, kann sich der Permafrost nicht so leicht regenerieren.“ Bei gleichbleibenden Temperaturen wäre das möglich, auch wenn es mehrere hundert Jahre dauern würde. Ob und wie schnell sich der Permafrost jedoch bei der derzeitigen Klimaerwärmung erholt, ist jedoch fraglich; mit bisher kaum abzuschätzenden Folgen für die sensiblen Ökosysteme und das Klima in der Arktis.
Die Universität Hamburg besitzt besondere Expertise in der Erforschung der arktischen Permafrostböden und ihrer Rolle im Klimasystem. Das Thema ist beispielsweise ein Schwerpunkt im Exzellenzcluster CLICCS (Climate, Climatic Chage, and Society).
Eine interaktive Karte mit den Feuern in Alaska finden Sie hier.