Nachwuchsforscher finden: Wer ausgeschlafen ist, friert weniger
27. Februar 2019, von Christina Krätzig
Foto: UHH/CEN/C.Krätzig
Schülerinnen und Schüler der Gretel-Bergmann-Schule in Neuallermöhe haben heute eigene Forschungsergebnisse an der Universität Hamburg präsentiert. Seit einem Jahr arbeiten sie im Rahmen des Projektes „Stormy Weather“ mit meteorologisch Forschenden des Centrums für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) zusammen. Jetzt haben sie 250 Passanten zu ihrem Temperaturempfinden befragt – und deren Körpertemperaturen gemessen. Ein wahrer Datenschatz sei zusammengekommen, lobt Projektkoordinatorin Prof. Dr. Heinke Schlünzen die Arbeit.
Wie stark beeinflusst Wind das Temperaturempfinden? Dieser Frage wollten die rund 30 Elftklässlerinnen und Elftklässler nachgehen, als sie am 6. Februar 250 Menschen zu diesem Thema befragten. Darüber hinaus hatten sie weitere Hypothesen entwickelt, beispielsweise ob der Verzehr von warmen Speisen, die Herkunft aus einem warmen Land oder Schlafmangel das Kälteempfinden beeinflussen.
Nicht alle Hypothesen konnten sie bestätigen oder widerlegen. Messungen mit Strahlungsthermometern, die ohne Berührung Temperaturen von Oberflächen messen, bestätigten nicht, dass Frauen schneller frieren als Männer oder dass ihre Haut kühler ist. Auch das Herkunftsland oder das Essverhalten der Befragten spielte keine Rolle – zu wenig Schlaf hingegen schon.
„Soweit ich weiß, ist der Zusammenhang von warmem Essen und Temperaturempfinden bisher noch nie wissenschaftlich untersucht worden“, staunt die Meteorologin Heinke Schlünzen über die kreativen Hypothesen. Überrascht zeigte sie sich auch von den großen Temperaturunterschieden, die die Schüler am Stichtag in verschiedenen Stadtteilen aufzeichneten. Zeitweise war es im ländlichen Billwerder deutlich kühler als in stärker bebauten Arealen.
Gestartet war das Projekt „Stormy Weather“ im Frühling 2018, um die Schülerinnen und Schülern für die Naturwissenschaften und speziell für die Klimaforschung zu begeistern. „Früher dachte ich, Geografie wäre nur Stadt Land Fluß“, staunt beispielsweise die 16jährige Marta Anisimova. „Ich wusste nicht, dass man so alltägliche Dinge wie Wind erforschen kann.“
Ausgerechnet der Wind hat die jungen Forschenden am Messtag allerdings im Stich gelassen: Es war so gut wie windstill. „Dass die ursprüngliche Forschungsfrage nicht gleich beim ersten Versuch überprüft werden kann, ist jedoch gar nicht so selten“, meint Heinke Schlünzen. „Da hilft nur Durchhaltevermögen.“
Das Projekt „Stormy Weather“ wird von der Robert-Bosch-Stiftung mit 40.000 Euro finanziert. Prof. Heinke Schlünzen, Prof. Felix Ament und Prof. Bernd Leitl sind vom Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) und vom Meteorologischen Institut der Universität Hamburg beteiligt.