METEOR entdeckt undichte Stellen im Meeresboden
11. November 2021, von Prof. Dr. Christian Hübscher
Foto: C. Rohleder CC BY SA
Prof. Christian Hübscher ist mit einem Team der Universität Hamburg auf Expedition im Gotland-Becken. Von Bord der FS Meteor aus prüfen Forschende, ob im Gestein unter dem Meeresboden CO2 sicher gespeichert werden könnte – wie es die Baltischen Staaten planen. Erste Ergebnisse zeigen, der Boden ist „undicht“.
Von Christian Hübscher
Als auf See forschende Geophysiker:innen beschäftigen wir uns mit dem Stoffaustausch zwischen der festen Erde am Meeresboden und der Wassersäule darüber. Hier passiert einiges. Zum einen transportieren die aus der Erdkruste hoch zum Meeresboden wandernden und dort teilweise austretenden Gase und Flüssigkeiten – wir nennen sie zusammen „Fluide“ – Nährstoffe. Diese können die Biosphäre im und auf dem Meeresboden deutlich beeinflussen. Die Transportwege verraten uns aber auch, welche Erdschichten für Gase und Flüssigkeiten durchlässig sind, und ob plattentektonische Verwerfungen der Grund für den Aufstieg und Austritt dieser Stoffe sind.
Viele der austretenden Stoffe sind schädlich oder gar giftig. Wenn wir also mit unseren bildgebenden Verfahren Austrittstellen finden, können wir anschließend die Natur dieser Stoffe durch chemische Analysen bestimmen lassen.
Vor zwei Wochen begannen wir, mit dem Forschungsschiff METEOR Flüssigkeitsaustritte im Gotland-Becken zu suchen, und zwar in den Hoheitsgewässern des Baltikums. Mitte letzter Woche konnten wir unsere Vermutung bestätigen, dass es im Osten des Gotland Beckens großflächig zum Fluidaustritt kommt. Die Flüssigkeiten und Gase entweichen aus über 400 Millionen Jahre alten Gesteinsformationen, und erzeugen am Meeresboden dort, wo sie austreten, langgestreckte Vertiefungen. Vereinfacht können wir sagen, dass der Meeresboden vor allem von Lettland und Litauen „undicht ist“.
Unsere Entdeckung kann eine ziemliche Bedeutung für die Pläne der Baltischen Staaten haben. Als Brückentechnologie möchten sie CO2 im Untergrund des östlichen Gotland-Beckens verpressen, um die jeweiligen Klimaziele zu erreichen. Ob sich diese Pläne trotz des „undichten“ Untergrundes verwirklichen lassen, muss geprüft werden.
Über die Expedition
Prof. Christian Hübscher leitet die aktuelle Expedition der FS Meteor. An Bord sind 15 Wissenschaftler:innen aus der Geophysik und Geologie der Universität Hamburg und eine Teilnehmerin der Universität Warschau.
Darunter auch viel wissenschaftlicher Nachwuchs: Elf Teilnehmende sind Studierende, vier sind noch im Bachelor-Studium. Einige der studentischen Teilnehmer:innen haben schon mehrere Schiffsexpeditionen hinter sich. Mit ihrer gründlichen Erfahrung betreuen sie als Schichtleiter:innen rund um die Uhr die Datenerfassung bei teils rauer See.
Die Universität Hamburg ist Betreiberin dreier im weltweiten Einsatz befindlicher deutscher Forschungsschiffe. Die SONNE und die METEOR sind Eigentum der Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Die MARIA S. MERIAN gehört dem Land Mecklenburg-Vorpommern, vertreten durch das Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten. Die an der Universität angesiedelte Leitstelle Deutsche Forschungsschiffe ist für den operativen Betrieb der Schiffe verantwortlich sowie für die wissenschaftlich-technische, logistische und finanzielle Organisation aller Expeditionen.