Beben und Tsunami vor Samos untersucht
26. Oktober 2021, von Stephanie Janssen
Foto: UHH/CEN/Jonas Preine
Am 30. Oktober 2020 bebte der Meeresboden nahe der Insel Samos in der Ägäis. Ein Tsunami wurde ausgelöst, es starben mehr als 100 Menschen, über 1000 wurden verletzt. In Kooperation mit der Universität Athen führte das Institut für Geophysik der Universität Hamburg jetzt eine Schiffsexpedition durch, um Ursachen und Folgen des Bebens zu untersuchen.
Ziel war, die tektonischen Störungen zu finden, die das Erdbeben auslösten. „Wichtig für eine Risikobewertung des Gebietes ist, wie die Erdkruste dort konkret beschaffen ist, welches tektonische Regime also hinter einer Störung liegt“, sagt Professor Christian Hübscher vom Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN), der die Fahrt geplant hat. Insgesamt wurden von Bord aus 450 Kilometer mit Hilfe von akustischen Signalen seismisch vermessen.
Jonas Preine vom CEN leitete die seismischen Messungen entlang der Nordküste der Inseln Samos und Ikaria. „Erste Auswertungen haben gezeigt, dass in diesem Gebiet viele Verwerfungen liegen, die vor geologisch kurzer Zeit noch aktiv waren“, sagt Geophysiker Preine. „Wir sind sehr optimistisch, dass wir mit den Daten zur Risikoabschätzung dieser gefährdeten Zone beitragen können.“
Für seismische Messungen werden unter Wasser Schallwellen erzeugt. „Um den Einfluss auf Meeressäuger zu minimieren, haben wir eine seismische Quelle mit sehr geringen Schall-Emissionen verwendet“, sagt Jonas Preine. „In Kooperation mit dem Archipelagos Institute of Marine Conservation wurde die Wasseroberfläche vor jeder Messung von speziell trainierten Expertinnen beobachtet. So konnten wir sicher sein, dass keine Meeressäuger zu nah am Schiff waren. Erst dann haben wir unsere akustischen Signale ausgesendet“.
Vor Kurzem wurden vom Archipelagos Institute zwischen Samos und Ikaria außerdem bisher unbekannte Korallenbänke mit einem reichen Unterwasserleben und Hunderten von Arten entdeckt – so genannte Hotspots der Biodiversität. Die geophysikalischen Messungen konnten jetzt zeigen, dass diese Hotspots auf Erhebungen wie Bergrücken oder Seebergen liegen, die oft günstige Bedingungen für die Entstehung solcher Ökosysteme bieten. „Das ist ein spannendes Ergebnis“, sagt Jonas Preine. „Wir kombinieren unsere geophysikalischen Daten mit den biologischen. Das griechische Institut möchte die Unterwassergebiete jetzt so schnell wie möglich unter Schutz stellen. Vielleicht können unsere Erkenntnisse dazu beitragen.“