Willkommen an BordKlimaextreme: eine Professur zur rechten Zeit
3. September 2021, von Ute Kreis
Foto: CICERO
Jana Sillmann tritt die neue Professur für „Klimastatistik und Klimaextreme“ an – in einer Zeit, in der Starkregen, Hitzewellen und Waldbrände als Folgen des Klimawandels mehr denn je ins Bewusstsein der Menschen rücken. Im Exzellenzcluster CLICCS erforscht die Geo-Ökologin, was dies für uns bedeutet und wie wir mit den Risiken umgehen können.
Frau Sillmann, Geoökologie ist eine „querschnittsorientierte Umweltnaturwissenschaft“. Was kann ich mir darunter vorstellen?
In meinem Fall heißt das, dass ich die Statistik des Klimas nicht isoliert betrachte – also zum Beispiel unter welchen Bedingungen Extremereignisse auftreten, wie stark diese ausgeprägt sind und wie häufig. Ich schaue auch: Was bedeutet es für die Gesundheit, wenn wir künftig mehr Hitzetage haben? Was macht die anhaltende Dürre mit der Landwirtschaft? Wie bestimmen Überschwemmungen, wo wir leben, wohnen und arbeiten und was sind die Risiken für die Dinge, die wir besitzen und wertschätzen?
Das heißt, Sie sind Ärztin, Agrarexpertin und Fachfrau für Hochwasserschutz in einer Person?
Das nicht, aber ich arbeite mit all diesen Leuten eng zusammen. In meiner Arbeitsgruppe in Oslo am Center for International Climate Research (CICERO), wo ich bisher geforscht habe, gehörten beispielsweise Kolleginnen und Kollegen aus der Umweltwissenschaft, Ökonomie, Statistik und Klimamodellierung zum Team. Wir haben bewusst fächerübergreifend gearbeitet – ganz ähnlich wie hier in CLICCS.
Womit wir beim Thema wären: Sie haben in Hamburg promoviert, waren mehrere Jahre in Kanada, danach lange in Norwegen und kehren nun als Professorin zurück. Wie kam es dazu?
Schon in meiner Doktorarbeit am Max-Planck-Institut für Meteorologie hier in Hamburg habe ich mich mit Klimaextremen beschäftigt, hauptsächlich naturwissenschaftlich. Ich habe Datensätze analysiert und Extremwerte herausgefiltert. Schon damals wollte ich aber vor allem gesellschaftlich relevante Forschung machen – Grundlagenforschung, aber die Anwendung gleich mit im Blick haben. Meine Wissenschaft sollte sich daran orientieren, welche Informationen gebraucht werden, zum Beispiel um Risiken zu minimieren oder sich an Veränderungen anzupassen. Wir stecken ja schon mitten drin im Klimawandel.
Ist das der rote Faden, der sich durchzieht – der ganzheitliche Blick?
Ja, das reizt mich auch hier in Hamburg: die enge Zusammenarbeit von Natur- und Gesellschaftswissenschaften und die gemeinsame Suche nach „plausiblen Klimazukünften“. Klimawandel ist ein komplexes Problem mit Folgen für alle Bereiche unseres Lebens. Wer nach Lösungen sucht, darf einzelne Phänomene nicht isoliert betrachten, sonst entstehen neue Probleme. Unter diesen Gesichtspunkten werde ich auch hier in Hamburg mein Team aufbauen.
Dazu passt, dass Sie am aktuellen Weltklimabericht mitgearbeitet haben, der kürzlich veröffentlicht wurde, richtig?
Ja, in Kapitel zwölf geht es um die regionalen Folgen des Klimawandels mit Fokus auf Informationen für die Risikoabschätzung, hier war ich eine Leitautorin. Genau mein Thema!
Und gibt es etwas, auf das Sie sich hier in Hamburg schon wieder freuen?
Auf die Vielfalt der Menschen, die Exzellenz in der Wissenschaft und das große Angebot an ökologischem und fair gehandeltem bzw. regionalem Essen.
Kontakt:
Prof. Dr. Jana Sillmann
Universität Hamburg
Exzellenzcluster CLICCS
jana.sillmann"AT"uni-hamburg.de