Weniger rotes Fleisch – welche Argumente zählen?
18. Mai 2022, von CEN Universität Hamburg
Foto: Pixabay/ M. Schröder
Tierwohl, Gesundheit und Klimaschutz motivieren Frauen, weniger rotes Fleisch zu essen – vor allem in Gesellschaft. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der Universität Hamburg. Männern sind dagegen kaum empfänglich für Argumente gegen Fleischkonsum.
Nicht nur die Ernährungsgewohnheiten hängen stark vom sozialen Umfeld und vom Geschlecht ab, sondern auch ob und wie Menschen auf Argumente gegen bestimmte Ernährungsweisen reagieren. So zeigen Professor Grischa Perino vom Exzellenzcluster für Klimaforschung CLICCS und Dr. Claudia Schwirplies, beide Universität Hamburg, dass lediglich Frauen empfänglich für Argumente gegen den Konsum von rotem Fleisch sind. Rotes Fleisch verursacht im Vergleich die stärksten Treibhausgas-Emissionen und ist gesundheitlich am bedenklichsten.
Ziel der im „Journal of Environmental Economics and Management” veröffentlichten Studie war es zu ergründen, welches der Argumente gegen den Konsum von rotem Fleisch – Gesundheit, Klimaschutz oder Tierwohl – wirklich zu einer Veränderung des Ernährungsverhaltens führen. Solche Argumente werden regelmäßig in Politik und Medien diskutiert. Für die Studie führten mehr als 500 Personen über zwei Wochen ein Ernährungstagebuch. Nach der ersten Woche teilten Perino und Schwirplies die Teilnehmenden per Zufallsprinzip in vier Gruppen ein. Drei Gruppen bekamen einen Ausschnitt aus einem Presseartikel zu lesen, der sich mit je einem Argument gegen den Konsum von Fleisch beschäftigt – Gesundheit, Klima oder Tierwohl. Die Kontrollgruppe las ebenfalls einen Artikel über Ernährung, aber ohne Bezug zu Fleischkonsum.
Fazit: 77 bis 88 Prozent der Teilnehmenden waren die Argumenten gegen Fleischkonsum bereits vertraut, hier zeigen sich keine Geschlechterunterschiede. Auch die Zustimmung zu den Argumenten ist relativ hoch. Während sich Männer und Frauen mit 60 Prozent Zustimmung zu den Gesundheits- Argumenten einig sind, weichen die Werte für die beiden anderen Argumente ab. Klimaschutz und Tierwohl stimmen wiederum rund 60 Prozent der Männer zu, im Gegensatz zu 75 und 80 Prozent der Frauen.
Auch im Konsum von rotem Fleisch in der zweiten Studienwoche zeigen sich große Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Im Vergleich zur Kontrollgruppe reduzieren Frauen die Anzahl an Mahlzeiten mit rotem Fleisch um sieben Prozent in der Gesundheits-Gruppe und um zehn Prozent in der Tierwohl-Gruppe. Zudem genießen Frauen ihre Mahlzeiten mit rotem Fleisch in allen drei Gruppen signifikant weniger als die Kontrollgruppe.
Die Forschenden finden außerdem, dass Frauen ihren Konsum von rotem Fleisch vor allem bei Mahlzeiten reduzieren, die sie mit anderen Personen gemeinsam einnehmen, nicht jedoch bei denen, die sie alleine essen. Dies lässt darauf schließen, dass eine treibende Kraft hinter der Verhaltensänderung bei Frauen die Sorge um die Bewertung ihres Ernährungsverhaltens in den Augen anderer ist.
Männer hingegen essen in der zweiten Studienwoche genauso viel Fleisch wie die Kontrollgruppe und ihr Genuss der Mahlzeiten mit rotem Fleisch sinkt nur leicht, so dass sich statistisch keine signifikanten Effekte zeigen.
Publikation
Grischa Perino, Claudia Schwirplies (2022): Meaty arguments and fishy effects: Field experimental evidence on the impact of reasons to reduce meat consumption. Journal of Environmental Economics and Management