Meeressäuger mit KI identifizierenFinnwale aus der Vogelperspektive
31. Juli 2024, von Miriam Frieß
Foto: Helena Herr/IMF/UHH
Die beiden Master-Studenten Alexander Rychwalski und Kilian Huß möchten die Walforschung voranbringen – und haben nun für ihre Idee 10.000 € gewonnen.
Die Fotoidentifizierung, kurz PhotoID genannt, ist ein wichtiges Instrument für die Untersuchung von Walpopulationen. Bei Finnwalen werden dabei Bilder der Rückenflossen miteinander verglichen, um Einzeltiere zu identifizieren und so Populationsgrößen, und Migrationsverhalten der Tiere nachzuvollziehen. Der Vergleich von Fotos mit bloßem Auge ist jedoch mühsam und zeitaufwendig. Ansätze für eine automatische Identifizierung der Wale, etwa mithilfe von künstlicher Intelligenz, gibt es bereits seit einiger Zeit, jedoch stützen diese sich bislang auf die Seitenansicht der Rückenflosse. So können Tiere zuweilen nicht erkannt werden, wenn sie von unterschiedlichen Seiten aufgenommen wurden.
Hier kommt die Idee von Alexander Rychwalski und Kilian Huß ins Spiel, die sie Anfang Juli in einem Science Slam vorgestellt haben: Die beiden Studenten möchten ein System zur Identifizierung von Finnwalen anhand von Drohnenvideos entwickeln – also Bildmaterial aus der Vogelperspektive. Um die einzelnen Wale automatisch zu identifizieren, möchten sie ein KI-Programm anwenden, das ursprünglich für die menschliche Gesichtserkennung entwickelt wurde und nun charakteristische Pigmentmuster auf dem Rücken der Tiere erkennen soll. Durch diese Methode können schnell Informationen über die Wal-Population für den Walschutz und die Forschung gewonnen werden.
„Die Idee, KI-gestützt Finnwal-Individuen aus Drohnenvideos zu identifizieren und zu katalogisieren, könnte einen unschätzbar wertvollen Beitrag zur Weiterentwicklung der PhotoID-Methodik leisten“, sagt die Mentorin der beiden Studenten, Dr. Helena Herr. Sie erforscht am CEN, wie sich die Bestände von Finnwalen vom Walfang erholen und hat den Projektansatz bereits vergangenen Mai dem Wissenschaftsausschuss der Internationalen Walfangkommission vorgestellt, wo er auf viel Interesse gestoßen ist. Umso gespannter ist die Wal-Expertin auf die Projektergebnisse. Neben Rychwalski und Huß haben noch sechs weitere Gruppen durch überzeugende Science Slams eine Förderung für ihre Idee erhalten. Die beiden Studenten freuen sich über ihren Sieg und das Fördergeld, mit dem sie die Beobachtung von Walen auf eine neue Stufe heben wollen.
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Der Wettbewerb und die Förderung wird vom "Digital and Data Literacy in Teaching Lab" der Universität Hamburg organisiert. Das Projekt fördert Digital- und Datenkompetenzen von Studierenden und unterstützt Lehrende dabei, ihre didaktischen Kompetenzen im digitalen Raum weiter auszubauen.