Neue Spezies in der Tiefsee entdeckt

6. Mai 2024, von Miriam Frieß

Foto: GEOMAR / Senckenberg

Die Tiefsee ist ein bislang wenig erforschter Lebensraum, obwohl sie einen großen Teil der Ozeane ausmacht. Dort, in mehr als 3000 Metern Tiefe, hat Dr. Anne-Nina Lörz mit ihrem Team während einer Expedition eine neue Art auf dem Meeresboden vor Island entdeckt.

Halirages spongiae heißt der rund 4 cm lange Flohkrebs offiziell. Benannt haben Lörz und ihr Team den Krebs nach Schwämmen, auf denen sie das Tier gefunden haben. Mit einem ferngesteuerten Unterwasserfahrzeug, das Aufnahmen mit einer Kamera in Echtzeit an Bord ihres Forschungsschiffs übertragen hat, konnte das Team die Krebse filmen und anschließend sogar Exemplare an Deck holen. Beteiligt waren die Universität Hamburg, die Universität Bergen, das Naturhistorische Museum Wien und das Deutsche Zentrum für marine Biodiversitätsforschung.

„Der Tiefseeboden ist meistens durchgehend gräulich-braun und man sieht über lange Zeit kaum etwas – und dann waren da plötzlich die weißen Schwämme mit den leuchtend roten Flohkrebsen darauf“, berichtet Meeresbiologin Lörz. Nach dem Fang konnten die Forschenden die körperlichen Merkmale der Krebse an Bord genau dokumentieren. Zurück an Land führten sie im Labor eine Gen-Analyse durch, um die Art genau einzuordnen. Jetzt wurde klar: Es liegt eine neue Spezies vor. „Integrative Taxonomie wird es genannt, wenn sowohl morphologische Merkmale als auch Gene untersucht werden, um eine Art zu klassifizieren“, erklärt Lörz. „So können wir genau einordnen, wo auf dem Stammbaum des Lebens sich die neu entdeckte Spezies befindet.“

Weil die Tiefsee kaum erforscht ist, werden verhältnismäßig häufig neue Arten entdeckt, zum Beispiel auf Filmen oder Fotos identifiziert oder mit Netzen eingefangen. Doch die Ressourcen für eine nähere Untersuchung fehlen oft. „Wir konnten die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten. Wir konnten sehen, wie sie sich bewegen und in welchen Gemeinschaften sie leben. Gleichzeitig ist es uns auch gelungen, Exemplare an die Oberfläche zu holen und zu untersuchen. Diese Kombination ist etwas Besonderes“, sagt Lörz. Damit fügen sich die verschiedenen Puzzle-Teile zusammen, die gemeinsam das Bild des Flohkrebses Halirages spongiae in der Lebensgemeinschaft auf dem Meeresboden in 3000 m Tiefe ergeben.